Aloha

Nachdem ich erstmal alle Eindrücke und Ereignisse verarbeiten musste, um zu begreifen, dass das alles wirklich wahr ist, nun mein Rennbericht von den aufregendsten 11:10:34 auf Hawaii.

Zuerst einmal möchte ich meinen Mann ein riesengroßes Dankeschön aussprechen, der es mir überhaupt ermöglicht hat die letzten Wochen meiner Vorbereitungen für Hawaii so durchzuziehen. Der mir den Rücken gestärkt und nebenbei noch den Umzug gemanagt hat. Auch einen riesen Dank an meinen Arbeitgeber Objektkultur Software GmbH und meine beiden Chefs Jean und Stefan, die mir den Urlaub ermöglicht haben. Ohne solch einen toleranten Arbeitgeber hätte ich mich nicht so auf das Rennen vorbereiten können.

Ein riesen Dank auch an meine Trainerin Heidi Sessner, die mich verletzungsfrei gehalten hat und der ich diese Form zu verdanken habe. Danke für deine Trainingsplanung, Tipps und Feedback.

Nun zum Rennbericht

Was soll ich sagen voller Vorfreude und Neugier landeten ich und mein Liv Rädchen auf Big Island. Ich kannte Hawaii bisher nur von Bildern und den Rennen zuvor und war schon als Kind total fasziniert von Hawaii. Nun war ich da und es war noch schöner als ich es mir vorgestellt hatte.

Es war verdammt heiß…. Bei der Hitze soll ich hier radeln und Laufen? Aber ich bin ja früh genug da um mich zu akklimatisieren.

Die ganze Insel stand Kopf für den Ironman und egal wann und wo man hinschaute rannten oberkörperfrei mit Pulsgurt, braungebrannte Athleten am Straßenrand wie wenn es kein Morgen mehr gäbe. „Warum rasen die so?“ Oh Gott ich bin eine Schnecke. Die Frauen…. total taff und durchtrainiert von oben bis unten. Ich eher wie ein kleines Mädel. Egal ich mache mein Ding und ne die ihrs. Schließlich haben wir am Renntag alle dieselben Bedingungen

Das Schwimmen im Meer fand ich vom ersten Tag an total aufregend. Was da am Pier morgens los ist…. Beeindruckend.

Und schon am nächsten Tag machten Chris und ich beim Hoala Swim Wettkampf mit. Schwimmstreckentest. Nach dem üblichen Hauen und Stechen fand ich in meinen Rhythmus „aber was war das?“ Auf einmal verabschiedete sich meine Schwimmbrille da diese in der Mitte gerissen war. Toll was nun? Umdrehen? weiter schwimmen? Ich entschied mich für Augen zu und durch. Spaß hatte ich keinen. Und vor allem dachte ich die Schwimmstrecke endet nie und ich schwimm bis nach San Francisco zurück. Die Augen brannten und der zweite Gedanke was „scheisse, wenn die Augen so rot werden dann sehe ich bei meiner Hochzeit wie ein Albino aus.“

Nun ja ich schaffte es und wusste auch wenn mir das im Rennen passiert es geht auch ohne Brille im Meer.

Als nächstes haben wir die Radstrecke bis nach Hawaii getestet. Alles prima was die alle haben mit dem Wind. Kaum den Gedanken fertig gedacht fegte der Wind von vorne und von der Seite. Ok das ist die berühmte Hawaiianische Brise der du, wenn du Pech hast der gesamten Strecke Stand halten musst. Ich klammerte mich mehr in den Aero und versuchte mich so klein wie möglich zu machen. Was war denn das? Es fing auch noch an zu Regnen und dann zu Schütten. „Toll da bist du auf Hawaii und selbst dort regnet es.“ Aber ein warmer Sommerregen konnte mir nichts und der hörte auch schnell wieder auf.

Ok fehlt nur noch das Energie Lab. Das berühmte von den Athleten gefürchtete. Warum aber? Wir liefen rein und ich merkte nur, dass es ein heißer Tag war. Ok mehr hat das nicht zu bieten? Rein war ok aber raus? Bääää was war da los? Ich hatte das Gefühl meine Schuhsolen schmelzen. Es war so heiß und mir lief der Schweiß runter untertrieben ich schmolz fast dahin.
„Ok wenn du hier wieder heil rauskommst ohne gegrillt am Boden zu liegen dann hast es fast geschafft.“
Ich hatte jetzt einen netten Vorgeschmack bekommen und der Respekt stieg. Aber die Freude auf diese Extreme Herausforderung auch.

Aufregend war schon das Bike Check-in am Vortag. Sowie die Start Unterlagen abholen. Die Helfer hier sind alle total goldig und nett und bewundern einen schon vor dem Rennen und freuen sich total, wenn man sagt man kommt aus Germany und ist zum ersten Mal hier.

Man bekommt sogar einen eigenen Betreuer der mit dir in die Wechselzone geht und dir alles zeigt. Sowas kennen wir aus Deutschland gar nicht. Man kommt sich echt als was ganz Besonderes vor. Was für ein Gefühl hier zu sein immer wieder kamen die Glücksgefühle und sehr Stolz hoch, wohl mit dem Wissen, dass hier echt die Elite startet und ich als Rookie hier ganz tief stapeln muss. Aber das war mir egal denn ich habe es mit einem harten Rennen hierhergeschafft.

Der Abend zuvor wurde noch die Henkersmahlzeit eingenommen. Immer ein doofes Gefühl aber schon gleich wieder die Freude auf das Essen nach dem Rennen.

Raceday. Der Wecker klingelt um kurz vor 4:00 Uhr.

Alles ist schon vorgerichtet sodass alles ganz schnell und automatisch geht. Essen rein was geht. Mulmiges Gefühl im Bauch. Heute ist der Tag. Dein Tag. Ironman World Championship und klein Silke am Start.

Was für mich auch neu war das Bodymarking. Jeder Athlet bekommt seine Startnummer groß auf den Oberarm drauf. Riesenschlange davor ein Getümmel und ein Gedränge aber es geht ruck zuck. Ich treffe in der Schlange noch meinen Hochzeitsfotografen und Pastor. Schön vertraute Gesichter zu sehen. Startnummer 2088 ist auf beiden Armen drauf. Da fühlt man sich schon groß. Irgendwie geht dann alles ganz schnell. Das erste Mal dass ich ganz auf mich allein gestellt bin. Rad Aufpumpen, Sachen anbringen…. Aber alles klappt und ruck zuck schwimme ich mich noch ein.

Dann bin ich auch schon an der Startlinie mit lauter Pinken Badekappen. Vorne paddeln immer wieder die Surfer um die Linie zu halten. Ganz schön lange biss es auf einmal peng macht und sich alles in Bewegung setzt. Hauen stechen schlagen Tritte Wassergesprudel. Aber ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen. Das Schwimmen wird zur Prügelei bis zur Boje und danach noch weiter. Aber gut irgendwann kommst du da wieder raus. Nach 1 Stunde 24 habe ich Bleiente es auch geschafft. Der Gedanke „verdammt warum kannst du nicht einfach schneller schwimmen.““ Egal jetzt geht es ja erst richtig los.“ Aufholjagt.

Schnell finde ich mein Rad und ruck zuck trebbel ich auch schon los. Noch etwas verunsichert aber es rollt. Dann sah ich auch schon Chris und Julia die mir zujubeln und ich total happy bin sie zu sehen und mich das beflügelt. Raus auf dem Highway und überholen was geht und aber auch nicht überzocken.

Wasser Schnappen immer kühlen trinken und essen. Ich bin voll bei mir und immer wieder genieße ich es auf diesen Highway in Kona zu fahren. Der Wind bläst heftig und ich muss mich extrem in den Aero klammen und mächtig dagegen lehnen da ich immer wieder seitlich versetzt werde. Aber auch hier mein Mantra „Beschützt und sicher“ selbst der heftigste Wind kann einem starken Krieger nichts ausmachen. Ich trebbel weiter mit dem Wissen bald in Hawi zu sein. Und ich spüre, dass ich noch gut Körner für den Rückweg habe. Ich habe strikt die Anweisung von Heidi befolgt halte dich zurück und drücke erst, wenn du über 100 km auf dem Tacho hast. Bei km 110 wage ich es Druck zu machen und haue in die Pedale. Der Wind bläst auch auf dem Rückweg ziemlich aber jetzt verfliegen die km. Jede Frau die ich hole weiß ich, dass ich wieder einen Platz gut mache und innerlich denke ich“ tja gut geschwommen aber ich hol dich auf dem Rad“ Geiles Gefühl an den Männern und braungebrannten Frauen vorbeizufahren und ich immer noch mit einem Lächeln.

Ich bin so dankbar mein Rad schnurrt wie ein Kätzchen und immer wieder danke ich, dass ich keinen Platten habe oder sonstige Pannen.

Geschafft Schuhe auf und Rad in die Hand eines Helfers.

Shit fühlen sich die ersten Meter auf den Beinen an. Und der Weg bis zu dem Laufbeutel ewig lang.

So Schuhe an Kappe auf und Zielentschlossen laufe ich los. Es geht richtig gut und ich sammle auch hier schon eigne ein. Ich strahle Chris an der immer wieder am Rand steht. Ich denke an Julias Worte „Ein Marathon geht immer“ Und schwubs habe ich auch schon 21 km auf der Uhr. Wahnsinn aber ich weiß, dass der harte Teil erst noch kommt. Schwämme trinken Gel ich nehme alles mit. Eis unter die Mütze. Die Stimmung beim Laufen Bombe. Ich freue mich schon mal bis hierhin überhaupt gekommen zu sein. Viele Männer und Frauen gehen schon. Sogar 2 Profifrauen kommen mir gehend entgegen. Doch nicht kann mich abhalten weiter zu rennen. Ich merke langsam wie mein Magen rebelliert und ich dringend ein Dixi brauche. Doch wie mir auffällt habe ich überhaupt noch keine Dixi wahrgenommen. Ein bisschen Panik steigt in mir hoch. Vor dem Energie Lab dann Chris der ein Video macht aber ich renne schnurstracks erstmal auf das blaue Häuschen zu. Puhhh weiter geht es in das Energie Lab rein. Das kennst du schon durchhalten. Ich komme zum Wendepunkt und renne wieder raus. Wieder spinnt der Magen. Vor lauter Dixi lass ich meine Spezial Need Verpflegung sausen. Doch die Helfer sind hier so motoviert und ein kleiner Junge rennt mir nach und gibt mir meinen Beutel. Total happy nehme ich diesen.

Ich hatte hier ein Minzgel drin um mal einen andren Geschmack in den Mund zu bekommen denn langsam kann ich Schoko und Mocca nicht mehr im Mund haben. Nochmal Dixi Stopp und dann geht es heim. Chris immer wieder mit dem Rad neben mir. Noch 12 km. Meine Schulter schmerzt und die Füße unten quietschen durch das viele Wasser im Schuh. 7 km. Ach was sind schon 7 km. Doch ich merke wie schwer die Beine sind und hier und da was zwickt. Chris ruft“ Beeil dich mal Daylight Finish“ ich schaue auf die Uhr. Das erste Mal. Und sehe, dass die 10 vorne dran nicht mehr reicht. Ich aber jetzt schon auf Bestzeit aus bin. Puhhh zieht dich der Rückweg. Dann die Palani Road. Time to fly noch 2 km, den Spruch you got a good Job kann ich langsam nicht mehr hören aber gut. Chris gibt mir kurz vorm Ziel noch meinen Ehering, den ich stolz an den rechten Ringfinger ziehe. Es beginnt alles zu kribbeln und große Anspannung fällt ab da ich weiß, dass ich jetzt gleich den Zielbogen sehe. Ich biege ab und laufe bei Jubelnden Menschen Leuten auf den Zielbogen zu. Es dämmert. Und die Emotionen kommen raus. Es kullern ein paar Tränen und ich sehe meinen Namen oben im Bogen

Silke Freynhagen 11.10:23 und eine Stimme die ruft „You are an IRONMAN“ ich bin geflashed, erleichtert. Ein langer Tag geht zu Ende. Sofort kommen 3 Helfer auf mich zu legen mir ein Handtuch um und fragen „are you ok“ YES strahle ich sie an I´m so happy. Everythin is fine.

Ich bekomme meine Hula Kette. Wie man sich so darüber freuen kann ich weiß es nicht. Aber mit der Kette um den Hals laufe ich in den Finisher Bereich. Congratulation kommt von überall her. Ich will zu Chris. Ich bin so glücklich. Kann es noch immer nicht glauben. Bestzeit auf Hawaii und es hat so viel Spaß gemacht. Wie genial ist das denn? Mythos Hawaii. Ich kann gut verstehen, dass man hier als Athlet einfach starten will. Und ja ich gebe zu hier würde ich gerne noch einmal starten wollen. -Irgendwann-

Eure Silke