Was für ein Tag….Für Silke heißt das, Aloha die Dritte!
Ich bin Mega stolz auf Sie!

Die Vorgeschichte:

Bei Chris ist alles anders, die letzten Monate liefen nicht wie gewollt. Keine Lust auf Sport, keine Lust auf Training und noch weniger Motivation an irgendwelchen Wettkämpfen teilzunehmen. Wie verpacken wir das in einen Rennbericht, ohne das es nach Jammern oder schlechten Ausreden klingt – genau, einfach wie es ist und war.

Angefangen hatte es bei ihm schleichend über das ganze letzte Jahr hinweg. Es viel ihm schwer sich zu motivieren, viel ihm schwer das übliche Training abzuspulen. Aber das Ziel Ironman Hawaii 2018 war da, der Startplatz gebucht und nun sollte auch das Rennen ein unvergessliches Erlebnis werden. Das wurde es auch, aber eher im negativen Sinn (nachzulesen in unserem Hawaii Rennbericht)
Im November war der Ofen aus, die Luft draußen und an Sport nicht zu denken….ein Gefühl das sich eigentlich normal anfühlt und nach ein paar Wochen wieder legt. Diesmal leider nicht. Das Gefühl blieb, der Kopf grübelte und der Körper wollte nicht. Chris zwang sich über den Winter hinweg zu trainieren, Motivation war etwas anderes, aber die Einheiten wurden irgendwie abgespult. Nach dem Trainingslager mit dem Sauerland-Team im Februar, gab es ein kleines hoch, dass hielt aber leider nicht lange an. So ging es weiter in dem Teufelskreis…Trainingsplan war da, versucht die Einheiten abzuarbeiten. Weiterhin keine Lust, Trainingseinheit nicht korrekt erledigt, schlechte Laune.

Versagensängste…

Silke hatte ihn immer wieder motiviert, aber so schön das von Außen auch klingen mag, so negativ ist es für Chris gewesen, als er gesehen hat wie sie die Einheiten abgespult hatte, wie Sie besser wurde und wie sie Platzierungen in den Vorbereitungsrennen einholte.

Wie weitermachen? Chris fing an einfach mal etwas mehr Abstand zu bekommen, abzuschalten vom Sport und sich einfach freuen, dass er das alles machen kann.

Der nächste Lichtblick – 70.3 St. George. Der Spaß am Wettkampf kam langsam wieder zurück, aber das Training wollte die kommenden Wochen trotz allem nicht laufen. Also wieder zurück in die Abwärtsspirale….So konnte es nicht weitergehen, denn der Ironman Frankfurt stand an.

Und genau bei diesem Gedanke machte es Klick bei Chris…für was machen wir den Sport eigentlich? Wie sind wir dazu gekommen? Wer sind wir?
Genau das ist es was man sich selber beantworten sollte…wir machen den Sport weil er uns Spaß macht, der unsere Leidenschaft ist und wie uns selbst beweisen möchten, dass man seine Grenzen verschieben kann.
Wir sind mit kleinen Schritten zu dem Sport gekommen, Sprintdistanz, Olympische Distanz, etc. Vor 5 Jahren hätte keiner gedacht das Silke ihren dritten Hawaii Slot holt oder wir hier im Blog regelmäßig Texte schreiben dürfen.

Die Frage wer wir sind, ist die entscheidende gewesen, Sportler, Freunde, Ehemann und Ehefrau, wir sind normale Arbeitnehmer und keine Profitriathleten, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Also warum sich quälen und zwingen etwas zu machen das einem kein Spaß macht?

Nach dieser Überlegung ging es bei Chris wieder aufwärts… 4 Wochen bis Frankfurt, die Lust und der Spaß waren wieder da. Also die letzten paar Trainingswochen genießen, den Körper spüren und so fit es geht an den Start gehen.


3:00 Uhr der Wecker „It’s Race Day again“

Ich hatte wieder Lust auf Triathlon, ich hatte Lust zu starten und ich war vom Kopf bereit das Beste zu geben. Ich wusste es wird ein harter Tag, aber ich wusste auch das ich Ihn durchstehen werde.
Ab zum Shuttlebus und Richtung Wechselzone. Für mich war alles super…aber im Bus merkte man die Anspannung und Aufregung der Athleten, sowie der Angehörigen. Auch bei Silke zeigte sich die Nervosität, was eigentlich ganz normal ist. Aber dieses mal war sie ganz hipfelig.–
Nachdem ich es geschafft hatte Silke wieder einigermaßen zu beruhigen und ihr Material zu checken, ging es an mein Rad. Luft rein, Verpflegung ran und nochmal alles durchgeschaut. Fertig, der Start kann kommen

Nachdem ich mich von Silke ein gutes Rennen gewünscht hatte, ging es für mich in die Startbox, ich hatte noch den Satz von unserem ehemaligen Schwimmtrainer im Ohr, eine 55 ist für dich auch ohne Neo drin. Also direkt mal zu den >1 Std. Schwimmern gestellt.
Ruck Zuck ging es auch schon los, das Wasser war angenehm warm und es machte tatsächlich Spaß zu schwimmen. Ich hatte Spaß beim Schwimmen, ich kann es bis heute noch nicht glauben. Es war recht unspektakulär, Australien Exit und ab auf die Zweite Runde. Auch diese lief gut und ich kam Richtung Wechselzone. Ein Blick auf die Uhr ne 1:01 Std….ich war zufrieden. Aber ein bisschen wurmte es mich auch das ich im Winter doch soviel fürs Schwimmen investiert hatte und nichts brauchbares dabei raus kam.

Ab durch die Wechselzone, es lief super, Anzugangezogen, Helm auf, ab zum Rad und los geht’s. Ich freute mich mega aufs Radfahren. Die ersten Kilometer bis Frankfurt liefen super gut, ich konnte mein Tempo und Rhythmus finden. Bis km 60 habe ich nur Überholt, was ich kannte, aber was mich dieses mal extrem freute. Überall an der Strecke wurde gejubelt und uns Athleten zugerufen. Frankfurt ist einfach eine Spitze Ironman Stadt. Bei km 70 hatte ich dann den ersten Dämpfer im Kopf bekommen…Ein Athlet hatte wohl den Triathlon mit einem Radrennen verwechselt. Bis km 130  ist er ununterbrochen im direkten Windschatten gefahren…nicht 3 oder 4 Meter…eher 30 oder 40 Zentimeter. Leider war in der Zeit kein Kampfrichter in der Nähe…Als Randnotiz…der Athlet konnte den Wettkampf nicht beenden und brach den Marathon ab, wahrscheinlich, da er so große Genickschmerzen vom ständigen „nach Kampfrichtern schauen“ hatte. Diese Situation, brachte mich aus dem Konzept, da wir das ganze ja für uns machen und ich könnte nicht in den Spiegel schauen wenn ich eine gute Platzierung oder einen Hawaii Slot hätte, wenn so unfair fahren würde.

Aber weiter geht’s…auf der zweiten Rad Runde merkte man schon die Hitze, und der Wind wurde stärker. Ich wollte nicht überpacen und nahm beim letzten drittel einfach etwas raus…auch das kannte ich von mir nicht. Aber es machte mir nichts aus, ich genoss es bald in die Wechselzone einfahren und dann noch einen Marathon rennen zu dürfen.

Zum ersten Mal habe ich mich in der Wechselzone komplett umgezogen. Den schnellen Aerosuit von Renérosa gegen ein Luftige Laufhose und ein Singlet getauscht. Ab auf die Laufstrecke. Die erste Runde lief erstaunlich gut, ich lief einfach nach Lust und Laune, gut verpflegen und runterkühlen war die Devise. Runde zwei, auch noch alles im Lot und das Tempo pendelte sich um die 4:40 min/km ein. Dann rief mir Peter zu das Silke knapp hinter mir läuft und gut aussieht, sie soll auf Platz 2 sein und die Erste gleich einholen. Das freute mich riesig für Sie, „Wahnsinn, wenn das stimmt und Laufen kann sie“ wusste ich!

Irgendwie war dann aber die Luft raus bei mir, ich drehte mich um, schaute ob ich sie sie und wollte das sie mich überholt und ich sie vielleicht unterstützen kann. Die Dritte Runde, es war dann schon hart, ich hatte schmerzen im unteren Rücken und die Hitze machte mir zu schaffen, aber Ironman ist ja kein Kindergeburtstag. Ich machte an der Verpflegungsstelle ein kurze Geh-Pause, runterkühlen und versuchen den Rücken auszudehnen. Das war wohl ein Fehler, danach kam ich nicht

mehr in den Rhythmus…es machte mir nichts, ich genoss es einfach dabei sein zu dürfen. Dann hörte ich Silke von hinten rufen „Fuchs renn!“, da war sie also, ich nahm noch etwas Tempo raus. Schaut sie an und rede kurz mit ihr. Ich konnte ihr Tempo einfach nicht mitgehen…war es der Körper? War es der Kopf?Eigentlich vollkommen egal, meine Frau ist gut drauf, rennt auf Platz 1 in ihrer AK und ich habe Spaß. Also schickte ich sie weg, „sie soll laufen mir geht es gut“ sagte ich zu ihr. Im Normalfall wäre das eine Lüge gewesen, aber nicht heute. Heute hatte ich Spaß mich bei 38 Grad am Main zu quälen, aber ich hatte auch meine Gesundheit im Kopf und so, lies ich mir an den Verpflegungsstellen viel Zeit zum kühlen und trinken. Die letzte Runde, das letzte Bändchen und ab Richtung Ziel. Davor hielt ich aber noch bei einem Zuschauer an und Frage ob er mir kurz die Abstände und Ergebnisse durchgeben kann, vielleicht kann ich ja zusammen mit Silke ins Ziel laufen – es waren dann doch noch 6 Kilometer für Sie, ich wollte nicht unbedingt 25 Minuten am Rand sitzen und auf sie warten, also entschied ich mich schweren Herzens alleine ins Ziel zu laufen.

Rechts weg auf die Zielgerade, Einlauf auf den Römer, die geilste Finishline, überall Jubelt es, und der Sprecher ruft „You are an Ironman“, ja genau das bin ich. Nicht wegen dem Ergebnis, das ist bei weitem nicht das was ich drauf habe. Aber ich habe es geschafft, ich hatte natürlich höhen und tiefen während dem Rennen, aber ich hatte Spaß, ich hab den Spaß und die Freude am Sport wiedergefunden, die Leichtigkeit ist zurück und so bin ich rundum mit meinem Wettkampf zufrieden.

Auch ich muss mich bei unsere ganzen Sponsoren bedanken – allen voran Derichebourg Umwelt GmbH sowie Liedke Steuerberatung und RenéRosa, Optik Rausch, Seat Kühn, Cube BikesSchwalbe Tires, SwissSide, Cyclefit.deAktivioMed und Bestzeit der uns mit der Insyd Leistungsdiagnostik unterstützt.