Was für ein Tag…. Aloha die Dritte

3:00 Uhr der Wecker klingelt im Frankfurter Hotel.
It’s Race Day again.
Wer meinen Bericht von St. George kennt, weiß dass ich immer die Ruhe selbst bin und vor Aufregung auch nie kollabiere oder irgendwelche Anzeichen von Nervosität zeige 😊
Also auch heute wieder der Hüpfer zurück ins Bett – ein gutes Zeichen. Diesmal kein gelber Schulbus mit Platz und super geordnet, sondern typisch deutsches drängeln im Bus. Fahrt zum Langener Waldsee bei der mir wieder alles Mögliche durch den Kopf schießt.
Ab zum Rad und routiniert alles richten…ich friere da ich nichts zum Drüber ziehen dabei habe. Der Wetterbericht hat ja warme Temperaturen vorausgesagt, ein Fehler, ich zittere ganz schön und hoffe auf angenehmes Wasser. In der Dixi Schlange sehe ich eine Athletin, die mit mir schon in Alsdorf beim Duathlon am Start war. Die Worte ihres Begleiters kommen mir wieder in den Sinn „da ist die dritte Frau die packst du locker“ und ab da war mein Ehrgeiz geweckt bei diesem Rennen nicht locker eingeholt zu werden. Jedoch stand für mich heute fest es wird mein Tag mein Comeback in Frankfurt und ich will Spaß haben und mit einem breiten Lächeln ins Ziel fliegen, denn ich darf heute zeigen wie viel Freude es mir macht schwimmen, radeln und laufen zu kombinieren. Ich musste auch an meine Freundin denken, mit der ich eigentlich heute zusammen starten wollte und die nicht das Glück hatte heute hier zu sein. Somit stehe ich dankbar und zufrieden beim Schwimmstart.

Von Chris muss ich mich schon früh verabschieden denn ich stelle mich bei einer deutlich langsameren Schwimmzeit als er in die Box. Schwimmen ohne Neo heißt für mich noch mehr Zeit im Wasser zu verbringen, aber ich freue mich auch sehr aufs Schwimmen denn das wird heute wohl noch die kühlste und angenehmste Zeit sein.
Falsch gedacht schon beim Gang ins Wasser werde ich von links und rechts gehauen, getreten und ins Wasser geprügelt, ich denke mir „die Spinnen doch alle“.
Kaum im Wasser, habe große Probleme die Atmung ruhig zu bekommen, also mache ich ein paar Brustzüge um mich zu beruhigen. Panik kommt auf doch ich tauche wieder unter und versuche meinen Rhythmus zu finden, es klappt.
Erste Boje wieder Tritte Schläge und Getümmel. Das kann ja was werden, dachte ich mir…trotz allem stelle ich mich meiner schwächsten Disziplin und komme zum Landgang. Jetzt noch das längere Stück und dann ist Teil 1 überstanden😊

Meine Uhr zeigt 1:14 an und ich werde von Glücksgefühlen gepackt und renne total beflügelt aus dem Wasser. Mein erster Gedanke ich kann doch schwimmen das muss ich Chris auf jeden Fall beim Laufen erzählen. Gut, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht bemerkt habe, dass meine Uhr eine falsche Zeit anzeigt. War dann am Ende doch nur die üblichen 1:21 Std., das ganze Schwimmtraining, die ganzen Versprechungen, dass ich locker 10 Minuten gut machen kann, waren zerplatzt wie Seifenblasen sowie das Geld und die Zeit welches ich im Winter und Frühling investiert hatte, irgendwie für die Katz waren. Aber weiter geht’s…

Wichtig für mich gleich den Beutel gefunden und auch das Rad. Silke lernt aus Fehlern. Ich freue mich riesig in die Pedale zu hauen und fühle mich gut. Die ersten 20 km rollen super, nur mein Bauch tut etwas weh und ich habe Angst wieder Magenprobleme zu bekommen. Fange an meinen Kopf und Körper zu entspannen, trinke, esse und genieße es auf meinem Liv Avow zu sitzen und die ersten Männer mit Scheibenrädern einzusammeln.
Das Rennen beginnt, denn ich wusste ich muss bestimmt 20 Minuten Rückstand durch meine Schwimmschwäche reinholen. Aber das sehe ich gelassen ist ja nichts Neues für mich. Ich genieße den Fahrtwind und sauge die geniale Stimmung und Atmosphäre hier in Frankfurt auf. Die erste Runde läuft gut, doch ich merke wie windig es ist und dass die Strecke an ein paar Abschnitten echt Körner zieht. So ganz will der Tacho auch nicht die Wattwerte anzeigen, die ich im Kopf habe und ich hake schnell ab hier unter 5:20 zu fahren. Trotzdem habe ich Spaß und trebbel mich weiter vor.
Dankbar, dass ich keine Panne oder sonstige Missgeschicke hinter mir habe erreiche ich die Wechselzone. Allerdings muss ich an der dieser Stelle auch mal ein riesen Dankeschön an meinen Mann aussprechen, der einfach der beste Rad-Mechaniker ever ist und ich nur dank ihm ein so top gepflegtes und gewartetes Bike habe. Wenn er dran schraubt egal ob an der Bremse oder an der Schaltung dann läuft auch immer alles und es ist nicht selbstverständlich, dass man so einen Bike Service hat.
Wie auf Eiern laufe ich mit meinen Radschuhen und denke noch „wie soll ich jetzt nen Marathon laufen?“

Doch kaum habe ich die Laufschuhe an, habe ich das Gefühl zu fliegen und fühle mich Bombe #timetofly

Die Zuschauer klatschen Schreien und ich höre von überall meinen Namen, ich kann nicht anders als nur lächeln und mich freuen. Doch der Respekt von den 42,2 km in der Hitze bleibt. Erste Laufrunde und ich sehe endlich Peter an der Strecke. Er ruft mir zu ich solle nicht überpacen und trinken. Chris sei 3 Min vor mir und ich wäre Platz 5. Platzierung interessiert mich nicht ich will nur zu Chris laufen und wissen ob es ihm gut geht. Also ziehe ich an und kann ihn paar km weiter dann vor mir rennen sehen. Er macht einen guten Eindruck hat Spaß doch ich dachte er spielt mit etwas vor. Er rennt ein Stück mit mir mit und wir können uns kurz austauschen. „Ich solle Rennen, sagte er mir“
Mit einem unguten Gefühl befolge ich seine Worte und lief ihm davon 😊
Ich freue mich über jedes bekanntes Gesicht und Zurufe von außen. Ich habe Spaß und mache einfach nur mein Ding. Trotzdem nehme ich an jeder Verpflegung Wasser zum Trinken, eins zum drüber schütten, Cola, Eis und Schwämme auf. Ich bin nicht hier um Rekorde aufzustellen, sondern um gesund und munter ins Ziel zu kommen. In Runde Zwei bekomme ich gesagt, dass mir 1 Sek. auf die Erste meiner AK fehlt aber ich solle nicht schneller als 4:50 rennen. Ich habe auch nicht wirklich auf die Uhr geschaut, sondern bin einfach nach Gefühl gerannt. Runde 3 , ich bin auf 1 und mein Vorsprung ist wohl groß geworden. Ich nehme etwas Tempo raus da es doch sehr heiß ist und ich etwas Energie verliere. Also weiter kühlen, trinken und lächeln.
Von den Zuschauern bekomme ich immer zugerufen das ich auf 1 sei und einen großen Vorsprung habe. Ich kann dass gar nicht glauben und weiß auch, dass beim Laufen alles passieren kann. Oft passiert auf den letzten Kilometern noch etwas und so nehme ich nochmal etwas Tempo raus, nehme mir mehr Zeit bei den Verpflegungstationen und stelle mich drauf ein nochmal anzuziehen, wenn es sein muss, denn nun will ich meinen Platz verteidigen und mir den Traum Erfüllen einmal in Frankfurt auf dem Podium zu stehen.

KM 39 jetzt kommt der Punkt wo es dann doch ein bisschen weh tut, aber ich weiß was für ein Zielkanal und welche Stimmung mich bald erwarten wird. Vorfreude!
Hier am Römer hatte ich 2015 meinen ersten Ironman gefinished und heute darf ich hier als Europameisterin einlaufen. Glauben kann ich das alles nicht doch ich höre schon wie der Sprecher ruft „Silke You are an Ironman“

Geschafft!
Ein langer Tag geht zu Ende. Noch ehe ich mich freuen und feiern kann stehen schon 2 Frauen von der Dopingkontrolle neben mir und ich darf keine offenen Getränke mehr nehmen. Hierzu könnt ihr euch auf einen extra Bericht freuen.

Trainingsplan erfüllt: der lautete 3,8 km schwimmen im See, 180 km Rad schneller und 42 km laufen auf Platz eins mit essen und trinken 😊 ich musste lachen als ich dieses vor einer Woche bekommen habe.
Wer mich kennt weiß, dass ich der Athlet bin der immer den Plan 100% erfüllen will, dass dies so aufgeht hätte ich allerdings nicht gedacht. Bei Minus-Temperaturen in Alsdorf ging der leider nicht so auf, hier habe ich einfach mal noch die Einheit lachen und Spaß haben eingefügt.
Ich glaube der Trainer fand’s ganz gut. Was soll ich sagen mir fehlen die Worte um zu beschreiben wie glücklich und stolz ich bin. Aber vor allem auch dankbar, dass ich dies Momente mit meinen Freunden und Familie teilen kann und einen Mann an meiner Seite habe der mich bei allem unterstützt – Auch wenn es bei ihm momentan nicht so läuft, wie er es eigentlich kann, ist er immer für mich da und steckt zurück, stellt seine Ziele hintendran, das ich meine Erfolge feiern kann!
Ich bin auch Dankbar das ich mit Peter Sauerland einen Trainer habe, der mir zugetraut hat hier den Titel zu holen.
Danke an meinen Arbeitgeber Objektkultur Software GmbH sowie meine bzw. unsere ganzen Sponsoren – allen voran Derichebourg Umwelt GmbH sowie Liedke Steuerberatung und RenéRosa, Optik Rausch, Seat Kühn, Liv Cycling Germany, Schwalbe Tires, Swissside, Cyclefit.de, AktivioMed (vor allem Dan, der mich kurz vor Frankfurt noch Fit gemacht hat) und Bestzeit der uns mit der Insyd Leistungsdiagnostik unterstützt.